Vejer de la Frontera, SPANIEN ||
Wir leben aktuell an einem bezaubernden Ort namens Vejer de la Frontera. Hier verbringen wir den ganzen Dezember und Januar in einer Ferienwohnung von Freunden, feiern Weihnachten und rutschen ins neue Jahr hinein. Doch wie soll man denn hier an diesem bezaubernden Ort bei über 25 Grad und dann auch noch ohne Familie in Weihnachtsstimmung kommen?
Vejer de la Frontera
Vejer ist ein malerischer Ort in Andalusien, Spaniens südlichstem Zipfel. Es heißt sogar, Vejer sei das schönste Städtchen an der Atlantikküste. Das Besondere hier: Alle Häuser sind blendend weiß gestrichen, der Charme des Orients hat seine Spuren hinterlassen und Vejer thront 218 Meter hoch auf einer Felsenklippe, von wo aus man bis zum Atlantik blicken kann.
Es gibt viel zu entdecken bei einem Spaziergang durch die labyrinthische Innenstadt und das verschachtelte Häusergewirr. Besonders der gekachelte Springbrunnen auf dem Palmen umsäumten Plaza de Espana ist ein Traum, aber auch ein Blick durch die offen stehenden Türen in die idyllischen, blumenüberhäuften Innenhöfe ist reizvoll.
Wenn Du Dich für Vejer interessierst, findest Du in dieser Slideshow mehr Eindrücke:
Vejers Straßen und Fenster sind auch weihnachtlich geschmückt, jedoch wesentlich dezenter als bei uns und auch erst jetzt kurz vor Weihnachten, nicht schon den ganzen Dezember. Man sieht weniger Kitsch, dafür mehr christliche Dekorationen.
Andalusischer Winter
Normalerweise bewegen sich die winterlichen Temperaturen im Süden Spaniens so zwischen 15 bis 20 Grad. Es schneit sehr selten, dafür fällt im Winter viel Regen, den die Bauern nach einem trockenen Sommer dringend erwarten. Doch nicht in diesem Jahr. Zwei Monate lang werden wir mit Sonnenschein und Temperaturen zwischen 20 bis sogar 30 Grad beglückt. Die Regentage können wir an drei Fingern abzählen. Aber so sehr wir dieses Frühsommerfeeling auch genießen, wir kommen mit Sonnenbrille und Flip Flops leider nur schwer in Weihnachtsstimmung. Aber wir wollen uns nicht beschweren, denn den hannoverschen, meist ekligen Winter zu Hause vermissen wir ehrlich gesagt auch nicht wirklich.
Adventszeit
Aber es sind Dinge wie Weihnachtsmarkt-Bummel mit Freunden, Plätzchenbacken mit Mama und Geschenke-Shopping-Tour durchs Hannovers schön geschmückte Innenstadt, die gerade fehlen, um in Weihnachtsstimmung zu kommen. Die schöne Vorweihnachtsstimmung eben.
Am ersten Advent hatten wir keinen Kranz zum Anzünden, zum Nikolaus gab es nichts in die FlipFlops und Weihnachtsdeko haben wir hier auch nicht. Das einzige, was bei uns gerade etwas an die Adventszeit erinnert ist unser Adventskalender, auch wenn er nicht wirklich adventlich aussieht. Wir haben einfach 24 kleine Leckereien im Supermarkt gekauft, tatsächlich auch in der Einkaufstüte gelassen – Schande über unsere Kreativität – und freuen uns nun jeden Tag auf etwas Süßes.
Aber auf Mama ist natürlich wie immer Verlass: Ein paar Tage vor Weihnachten trifft ein riesiges Paket für uns mit Geschenken, Briefen der ganzen Familie und selbstgebackenen Weihnachtskeksen an. „Die Kekse dürft ihr schon plündern, um etwas in Stimmung zu kommen“, schreibt Mama. Sie hat uns fünf verschiedene Kekssorten gebacken und zusätzlich noch schokoüberzogene Datteln mitgeschickt. Unsere Lieblingsplätzchen backt Mama sogar seit zwei Jahren vegan für uns! Was für ein Genuss. Gierig fallen wir über die leckeren Kekse her. Den Rest des Pakets heben wir uns aber als Highlight für den Heiligen Abend auf.
Heiligabend
Der heilige Morgen beginnt wieder mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein und wir frühstücken wie immer auf der Terrasse. Anschließend geht’s auf einen Spaziergang durch den Ort. Alles ist ruhig, wir treffen fast keine Menschenseele auf der Straße. Nur auf dem Spielplatz ist was los, weil dort ein riesiges Trampolin aufgebaut ist. Wir lassen uns den Spaß nicht entgehen und hüpfen am Heiligen Abend wie die Kinder herum. Doch auch der Spielplatz wird auf einmal ganz ruhig und verlassen, die Kinder müssen wohl alle nach Hause.
Hier in Vejer versammelt man sich am Heiligen Abend auch mit der ganzen Familie zum wichtigsten und reichhaltigsten Abendessen des Jahres, bei dem viel Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte auf den Tisch kommen. Man isst bis spät in die Nacht. Um Mitternacht brechen dann viele gläubige Katholiken zur sogenannten „Hahnenmesse“ (Christmesse) auf. Geschenke gibt es für die Kinder aber traditionell erst am 6. Januar zum Heiligendreikönigstag, der in etwa so gefeiert wird, wie Nikolaus bei uns.
Nun, wir werden wohl weder spanisch traditionell Weihnachten feiern noch klassisch wie zu Hause den Heiligen Abend verbringen – wir improvisieren. Als wir vom Spaziergang und der Hüpfburg zurückkehren, treffen wir noch die letzten Vorbereitungen, um auch uns einen gemütlichen Weihnachtsabend zu machen. Als erstes wird für Weihnachtsmusik gesorgt und nun klingt Rolf Zukowski durchs Haus. Wir finden in der Abstellkammer unserer Freunde sogar noch einen kleinen Kunstweihnachtsbaum inklusive Lichterkette und Deko. Die liebevoll und festlich geschmückte Nordmanntanne von Mama mit echten Kerzen ersetzt dieses kitschige Ding zwar nicht, aber zugegebenermaßen, wirkt der Raum nun etwas weihnachtlicher in seiner Gegenwart.
Veganes Weihnachts-Menü
Während ich also unseren Mini-Weihnachtsbaum aufstelle, dekoriere und die Geschenke bereitstelle, kümmert sich Chris um den letzten Feinschliff unseres Weihnachts-Menüs. Einen Teil hatten wir zum Glück am Vortag schon vorbereitet.
Während unsere Lieben zu Hause wohl gerade traditionell Kartoffelsalat mit Würstchen essen, haben wir uns ein veganes 3-Gänge-Menü gezaubert:
Vorab gibt es eine Kürbis-Kokos-Ingwer-Suppe nach Papas Rezept:
Als Hauptgang gibt´s einen Braten aus Bohnen und Kichererbsen, dazu Rotkohl, Kartoffelbrei und Bratensauce. Diese Kombination hatte sich beim letzten Weihnachtsfest schon bewährt und schmeckt einfach fantastisch lecker.
Als Dessert haben wir uns für Tiramisu entschieden. Wobei uns Letzteres leider nicht so gut gelungen ist, eigentlich sogar gar nicht. Somit musste der Rest von Mamas Keksen stattdessen dran glauben 😉
Geschenke
Zwischen Vorspeise und Hauptgang halten wir es nicht mehr aus und öffnen endlich den Rest aus Mamas Weihnachtspaket, in dem uns viele süße Kleinigkeiten erwarten. Neben all den Leckereien, kommen auch noch Kerzen und Deko zum Vorschein. Geschenke auspacken ist doch immer wieder schön.
Später klinken wir uns zu Hause per Skype ein, um zumindest per Bild und Ton ein wenig am familiären Beisammensein teilnehmen zu können. Und wir schicken bereits den ganzen Tag wild Fotos und Videos über WhatsApp hin und her – ein Hoch auf die Technik.
Weihnachten ist dieses Jahr zwar etwas unweihnachtlicher bei uns, aber paradoxerweise etwas besinnlicher, entspannter und stressfreier. Dennoch fehlt uns die Familie heute am meisten. Denn Weihnachten ist für uns weniger von religiöser Bedeutung, als vielmehr ein Familienfest, bei dem man Zeit für seine Lieben hat.
Ja, das ist tatsächlich auch ein wenig der Preis so einer Reise, wie wir sie machen. Man ist einfach nicht mehr bei den Lieben zu Hause, kann nicht teilhaben, nicht dabei sein, keine Zeit mit ihnen verbringen …
Dass Weihnachten ohne die Familie sch… ist, musste ja auch Kevin schmerzlich feststellen, als er allein zu Hause gelassen wurde. Und so schauen wir traditionell „Kevin allein zu Haus bzw. Kevin allein in New York“ zum Ausklang unseres Heiligen Abends.