Mit dem Camper durch die Welt

Ottawa, KANADA  ||

“Wir sind nun schon seit 15 Monaten im Camper in der Welt unterwegs.”

Na ja, um genau zu sein, reisen wir mittlerweile schon mit dem zweiten Camper. Die erste Etappe durch Italien, Spanien und Marokko haben wir mit unserem kleinen Ford Ranger Pick Up mit Bimobil-Kabine unternommen und mittlerweile sind wir mit Happy Dude, unserem amerikanischen Motorhome, in Kanada „on-the-road“.

Das Fahrzeug zu wechseln war zwar nicht der Plan, denn wir wollten eigentlich „mit einem Auto einmal rum“, doch bekanntlich ändern sich Pläne auf Reisen immer sehr schnell.

Heute möchten wir unsere beiden Reisefahrzeuge technisch mal genauer vorstellen, zeigen wie unser Zuhause als Reisenomaden so aussieht und unsere bisherigen Erfahrungen mit beiden mitteilen.

 

Odyssee: Lange Suche nach dem „richtigen“ Weltreisemobil

Als wir begannen unsere Weltreise zu planen stand für uns fest, wir wollen das Ganze auf jeden Fall mit einem Camper starten. Unsere Beweggründe für diese Entscheidung haben wir in diesem Video genau erklärt.

“Es ist für uns einfach eine extrem bequeme und flexible Art des Reisens.”

 

Wir besaßen zu Hause bereits einen kleinen Camper, haben ihn zu vielen Urlauben und Wochenendausflügen in Europa ausgeführt und waren sehr begeistert. Doch für eine Weltreise und für längere Zeit darin zu wohnen konnten wir uns nicht vorstellen. Daher machten wir uns auf die mühselige Suche und haben sehr viel Zeit darauf verwendet DAS „perfekte Weltreise-Fahrzeug“ zu finden. ABER: Was ist schon „perfekt“ ? Meist gab es irgendeinen Haken.

Na ja, wir hatten aber auch einige Anforderungen:

  • Geländetauglich (4×4 mit Untersetzung)
  • Wohnraum mit Dusche/Toilette
  • Ausreichend Stauraum
  • Stehhöhe im Wohnraum
  • Nicht zu groß, nicht zu klein
  • Solaranlage
  • Guter Zustand
  • Für uns bezahlbar !!!

 Die ganze Geschichte der Odyssee und wie wir dann doch noch Glück hatten, siehst Du in diesem Video.

 

Das Mobil

Wir hatten Glück: Auf den letzten Drücker, erst zwei Monate vor Reisestart, haben wir es gefunden:

 „Unser Reisemobil: Ein roter Ford Ranger Pick Up mit absetzbarer Bimobil-Kabine“

Um ihn abzuholen sind wir extra 700 Kilometer in den Süden gefahren. Doch es hat sich gelohnt: „Das Mobil“, wie wir ihn ab sofort nannten, entsprach fast all unseren Ansprüchen und wir hielten es für annähernd perfekt für unser Unterfangen. 

 

Technische Details und Ausstattung

  •  Ford Ranger Pick Up (Bj. 2002) mit absetzbarer Bimobil-Kabine (Bj. 1994)
  • Länge 5,90m, Höhe 3,18m
  • 2640kg Leergewicht
  • 3140 kg Gewicht bei Reisestart mit vollen Tanks
  • 4×4-Allradgetriebe
  • 2,5 l Turbo-Diesel Motor mit 109 PS
  • Goldschmidt-Luftfederung
  • Klimaanlage im Fahrzeug
  • Standheizung
  • 40 l Frischwassertank
  • 30 l Abwassertank
  • 2x 5 l Gasflaschen
  • Warmwasserbeuler
  • 3 Schlafplätze insgesamt
  • Abgeteilte Dusche und WC mit Kassettentoilette
  • Küche mit Kühlschrank, 2 Herdplatten, Waschbecken
  • Dachfenster
  • Sonnensegel
  • 50 Watt Solaranlage

 

Umbau und Reparaturen

Auch wenn die Basis stimmte, wir wollten noch einige Umbauten vornehmen, um das Reisemobil unseren Bedürfnissen und Vorstellungen anzupassen. In den sowieso schon sehr stressigen Reisevorbereitungen, bastelten wir also auch noch ständig an dem Auto herum. Einen Einblick dazu gibt es hier.

Zunächst verstärkten wir z.B. die Blattfedern, verpassten ihm einen größeren 126-Liter-Dieseltank von Longranger, bauten eine Dachbox auf die Kabine, tauschten die Rücksitze gegen einen massiven Schrank, um mehr Stauraum zu haben, erneuerten die Bremsen, verbauten einen Katadyn-Wasserfilter, haben die Kabine von innen neu gestrichen und sogar ein Bücherregal eingebaut. Wir nahmen zusätzlich noch eine Waeco-Kühlbox mit, die gleichzeitig als Tritt diente, um besser in die Alkove zu kommen. Ebenso verstauten wir drei zusätzliche Wasserkanister a 22 Liter, somit hatten wir insgesamt 106 Liter Frischwasserreserve dabei. Einen Sinuswandler verbauten wir noch, um 220 Volt Haushaltsstrom nutzen zu können. Für die Sandbleche hatten wir zum Reisestart noch keine Lösung, die verstauten wir zunächst hinter den Sitzen.

Aber auch nach Reisestart blieben Reparaturen und Optimierungen nicht aus. Nach einem Einbruch in Barcelona musste z.B. die Fahrerscheibe ersetzt und das Heckfester in der Kabine repariert werden. Unterwegs kamen neben einer Reihe von kleinen Reparaturen und Instandhaltungsmaßnahmen dann doch noch eine Sandblechhalterung am Heck dazu. Durch ein größeres Solarpanel auf dem Dach mit 250 Watt und einer zusätzlichen Bordbatterie mit 90 Ah, erhofften wir uns  etwas länger ohne Außenstrom auszukommen, um unsere ganzen Geräte und Akkus laden zu können.

“In Marokko dann der Supergau: Der Kabinenboden ist komplett vergammelt.”

Zunächst stellten wir nur eine „harmlose“ Bodenwelle im Kabinenboden fest, die aber immer größer wurde. Zur Kontrolle haben wir mal von unten in den Kabinenboden geschaut und trauten unseren Augen nicht. Der halbe Boden war nass und vermodert, außerdem der Rahmen durch das Gewicht angebrochen. Wir vermuteten einen Wasserschaden eines Vorbesitzers, da die „Verwesung“ des Bodens schon sehr weit fortgeschritten war. Das war natürlich ein riesen Schock, denn wir wussten nicht, was wir machen sollten und dachten, das könnte vielleicht sogar das Ende für die Reise mit diesem Auto sein. Aber wir fanden zufällig hilfsbereite und fachkundige Unterstützung auf dem dortigen Campingplatz.  In einer umständlichen Großbaustellen-Aktion konnten wir den Kabinenboden gemeinsam erneuern, aber das hat uns sehr viel Zeit, Geld und Nerven gekostet.

 „Acht Monate und 12.000 km mit dem Bimobil unterwegs“

 

Erfahrungen on the road

 Wir waren insgesamt acht Monate mit dem Bimobil auf Reisen und haben ungefähr 12.000 Kilometer durch Italien, Spanien und Marokko bis zurück nach Deutschland mit ihm zurückgelegt. Im Großen und Ganzen waren wir eigentlich sehr zufrieden, aber man sammelt ja on tour so seine Erfahrungen:

Pluspunkte

  • Sehr oft haben wir Gebrauch von der absetzbaren Kabine gemacht. Wir sind z.B. oft mit dem PickUp zum Einkaufen gefahren, während wir die Kabine auf dem Campingplatz stehen lassen konnten, ohne alles zusammen packen zu müssen. Das war sehr praktisch.
  • Das ganze Gefährt passte in eine normale Parklücke, was die Parkplatzsuche oft erleichterte.
  • Das Bett in der Alkove war sehr gemütlich und geräumig für so eine kleine Kabine.
  • Der eingebaute Schrank auf der Rückbank hat sich als Stauraum sehr gut bewährt, allerdings haben wir ab und zu auch die dadurch verlorenen Sitzplätze vermisst.

 

  • Wo sich die Entscheidung für ein geländefähiges Fahrzeug sehr bewährt hat, war die Fahrt in die Sahara, bei dem uns sogar noch ein anderes Bimobil begleitet hat.

 

Minuspunkte

  • Die Kabine war uns ab und zu vom Wohn- und Stauraum zu klein. Auch die Toilette und Dusche haben wir nur im „Notfall“ benutzt.
  • Es war durch die beschränkten Kapazitäten, was vor allem Frisch- und Abwasser angeht nicht möglich länger als drei bis vier Tage autark zu stehen.
  • Die Lastverteilung ist leider sehr schlecht gelöst bei dieser Kombination von PickUp und Kabine. Die Kabine lastet komplett auf der Hinterachse und ragt auch noch sehr weit darüber hinaus, was das ganze Fahrzeug extrem hecklastig macht. Dazu kommt noch eine ungünstige Lastverteilung im Kabineninneren, so dass noch mehr Gewicht auf der Hinterachse lastet. Da wir dazu auch noch voll beladen waren, führte das fast zu einem Rahmenbruch und auch der Fahrkomfort war dadurch sehr holprig, obwohl die Blattfedern verstärkt wurden und wir eine Luftfederung hatten.
  • Für das Problem mit dem vergammelten Kabinenboden kann zwar der Camper an sich nichts, aber das bleibt als Minuspunkt trotzdem im Hinterkopf, wenn wir an das Mobil denken.

In diesem Video zeigen wir Dir unser „Mobil“ übrigens noch mal ganz ausführlich von innen und außen: 

 

Wir trennen uns vom Mobil

 Ursprünglich war geplant, das Mobil von Marokko oder Deutschland aus nach Kanada, unserer nächsten Reiseetappe, zu verschiffen, doch dabei gab es verschiedene Komplikationen.

Wir hatten mit dem Mobil definitiv eine intensive und aufregende Zeit verbracht, die wir auf keinen Fall bereuen, auch wenn es viele Auf und Abs gab. Dennoch entschieden wir uns schweren Herzens dazu, das Mobil in Deutschland zu verkaufen und ohne nach Kanada zu fliegen. Warum erklären wir hier.

Diese Entscheidung fiel uns ganz und gar nicht leicht, denn das Mobil war nicht einfach nur ein Gegenstand, den wir eben nicht mitnahmen, sondern unser Zuhause geworden. Wir haben so viel Zeit, Geld und Mühe in dieses Auto gesteckt, damit es uns so weit wie möglich bringt. Nun waren wir einfach enttäuscht, weil uns all der Aufwand so umsonst vorkam. Wir mussten uns eingestehen, dass unser Traum, mit unserem Mobil durch die ganze Welt zu reisen, geplatzt war.

„Doch wo sich eine Tür schließt, geht bekanntlich eine neue auf.“

 

Happy Dude

In Halifax, an Kanadas Ostküste angekommen, war uns aber klar, dass wir das Land der endlosen Weite ohne fahrbaren Untersatz nie so bereisen könnten, wie wir vorhatten. Im Land der Camping-Enthusiasten machten wir uns also auf die Suche nach einem neuen Reisegefährten. Nach einigen Überlegungen und Abwägungen, was es denn diesmal für ein Camper sein sollte, verliebten wir uns schließlich in „HAPPY DUDE“, unseren neuen Camper. Mehr zu unserer Campersuche findest Du hier.

„Happy Dude ist ein Ford Transporter E350 und ein ziemlich typisches amerikanisches Motorhome“

Obwohl er im Vergleich zum Bimobil für uns riesig erscheint, ist Happy Dude als „Class C- Motorhome“ und 21 Fuß Länge vergleichsweise klein für kanadische Verhältnisse. Laut Papieren ist er hier sogar ein Mini-Motorhome 😉 Außer, dass wir zufällig wieder einen Camper auf Ford-Basis kauften, hat Happy Dude aber wenig mit dem Bimobil zu tun.

 

Technische Daten und Ausstattung

  • Ford Transporter E350 Basis Baujahr 1997
  • 6,8 Liter V10 Motor mit 305 PS
  • Automatikgetriebe
  • 22-25 Liter Benzin Verbrauch
  • 4760 kg zulässiges Gesamtgewicht
  • Hinten Zwillingsbereifung
  • Klimaanlage im Fahrerhaus
  • Rückfahrkamera
  • Luftfederung
  • 94 Liter Frischwassertank
  • Fest verbauter Abwassertank für Grau und Schwarzwasser
  • 31 Liter Propangastank (fest verbaut mit Füllstandsanzeige)
  • Klimaanlage im Wohnraum
  • Warmwasserbeuler
  • Stromumwandler
  • Großer Kühlschrank + Eisfach, Mikrowelle und Backofen
  • Außendusche

In dieser Roomtour stellen wir Dir „Happy Dude“ übrigens ganz ausführlich von innen und außen vor:

 

Erfahrungen on the road

Das Paradoxe ist: Jetzt wo wir in Happy Dude wesentlich mehr Platz dazu gewonnen haben, der uns vorher immer fehlte, haben wir gar nicht mehr sooo viel Campingequipment dabei, wie im Bimobil. Natürlich konnten wir nicht alles aus Deutschland mitbringen und alles neu zu kaufen, erschien uns auch unsinnig. Daher haben wir nur das „Nötigste“ an Equipment dabei und freuen uns einfach über mehr Wohn- und entspannten Stauraum.

“Was wir auch als sehr angenehm empfinden, sind die Standards, die ein amerikanisches Wohnmobil so mit sich bringt.”

Wir haben jetzt einen normal großen Kühlschrank plus Eisfach, Backofen, Microwelle, Klimaanlage und sogar ein Sofa. Unser Highlight ist tatsächlich der Backofen, da wir gerne selbstgemachte Pizza essen, auf die wir lange verzichten mussten. Jetzt nicht mehr 🙂

„Bereits 6000 Kilometer mit Happy Dude zurückgelegt.”

Wir fühlen uns in Happy Dude von Anfang an sehr wohl und er ist mittlerweile unser neues Zuhause auf Rädern geworden. Im Sommer 2016 haben wir mit ihm bereits über 6000 Kilometer durch die Provinzen Nova Scotia, New Brunswick, Quebec und Ontario zurückgelegt.

Nun wissen wir das Automatikgetriebe auch sehr zu schätzen, das wir zwar nicht explizit wollten, aber auch nicht mehr missen möchten. Gerade wenn es durch die Berge oder durch Innenstädte geht, ist Automatik  sehr entspannt zu fahren. Was wir nun eingebüßt haben ist natürlich die Geländefähigkeit, aber man kann nun mal nicht alles haben und bisher kamen wir auch ohne sehr gut aus.

Bis jetzt hatten wir mit Happy Dude noch keine negativen Zwischenfälle und es standen noch keine Reparaturen an, toi, toi, toi. Aber wir haben mittlerweile eine Heckbox angebracht, die wir geschenkt bekamen. Nun haben wir noch mehr Stauraum 🙂

 

Happy Dude hält gerade Winterschlaf

Aktuell steht Happy Dude unter einer dicken Schneedecke begraben auf dem Parkplatz vor unserer Wohnung hier in Ottawa und hält Winterschlaf. Aber keine Angst wir haben ihn vernünftig winterfest gemacht, was man hier übrigens           „RV Winterizing“ nennt.

Man könnte natürlich auch Wintercamping machen, wenn man das wollte und für einige ist das vielleicht auch der ultimative Kick.  Aber ganz ehrlich: Das ist nicht so unser Ding. Das verlangt einem nicht nur jede Menge Hartgesottenheit ab, sondern erfordert auch sonst sehr viel Aufwand und Entbehrungen. Da wir den langen Winter hier sowieso nutzen, um in der Hauptstadt zu arbeiten, bot es sich für uns an, die Zeit über ein Zimmer zu mieten. Es wäre schon extrem umständlich und sogar nicht mal wesentlich billiger, wenn wir hier im Camper wohnen würden.

„Aber wir freuen uns schon auf den Frühling und die nächste CampingSaison.“

 

Anfang Mai ziehen wir wieder in Happy Dude ein und wollen mit ihm unseren Roadtrip an die Westküste Kanadas fortsetzen.

Bald geht´s also wieder on-the-road !

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